Donnerstag, 18. März 2010

Es ist also fast so weit. Meine Litauen-Zeit, ja eigentlich meine verkürzte Litauen-Zeit ist fast vorbei. Das merke ich vor allem daran, dass ich mich auf einmal um viel zu viele Sachen kümmern muss...

Eins nach dem anderen. Anfang März erst mal das sogenannte Mid-Term-Training. Das hat man als Europäischer Freiwilliger eigentlich so in der Zeit der Mitte des Dienstes. Ja, ich hatte es dann, weil ich ja verkürzt habe, fast am Ende meines Voluntary Service. Das Seminar hatte ich zusammen mit 15 anderen Europäischen Freiwilligen in Daugirdiskes. Noch nie davon gehört? Sehr verständlich. Daugirdiskes ist nämlich ein Dorf (wenn die Häuseransammlung diesen Namen überhaupt verdient) von "The middle of nowhere". In so einem selbst gebauten Holzhaus. Es war wirklich lustig mit den anderen Freiwilligen, auch wenn wir alle, die wir gerade bei den ersten Plusgraden auf den Frühling gefreut hatten, von diesem eiskalten Petrus getäuscht wurden: Schneesturm, Minusgrade und mehr Winter als ich irgendwann mal im März gesehen hatte. Man kann sich wohl eher nicht vorstellen, dass man bei so einem Wetter auch noch auf einer Eispiste Kart fährt (hab' trotz der widrigen Bedingungen, wie der Sportfachmann wohl sagen würde, die beste Rundenzeit der Mädels hingelegt ;-)) oder dass man einfach mal für eine Stunde "gemütlich" draußen spazieren geht, haben wir dann aber doch getan...alt=""id="BLOGGER_PHOTO_ID_5450031302949781618" />



Letzte Woche war dann am Donnerstag der Nationalfeiertag zur Unabhängigkeit Litauens. Sowas hat man noch nicht gesehen. Ich schlendere durch Vilnius und diese Stadt ist voll von Leuten. Es war das erste Mal, dass ich so viele Litauer in ihrer Hauptstadt gesehen habe, die kommen wohl alle gerade aus ihren Winterlöchern heraus. Und lassen es sich dann auch nicht nehmen, mit ihren Landesfarben durch die Stadt zu ziehen. Ich dachte erst, die würden die 91er-Revolution noch mal wiederholen, so viele von diesen verrückten Litauern sind an diesem Tag mit Riiesen-Fahnen oder Luftballons in ihren Landesfarben durch die Gegend gezogen...

alt=""id="BLOGGER_PHOTO_ID_5450032078767856626" /> Katja ich und ich setzen uns in die Bus, der uns nachts über unglaublich schlechte Straßen nach Polen schaukelt und treffen uns dort mit Lucas, den wir beide schon seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen haben. Zu dritt kommen wir erst im Hostel unter, das wir allerdings nach einer Nacht wechseln. Erstens, weil da Sperrstunde herrscht und uns das Danziger Nachtleben uns schon nach einem Abend sowas von überzeugt und wir auf dermaßen lustige Gestalten treffen. Zweitens, weil wir uns situativ unbeliebt machen bei einer Gruppe von Bilderbuch-Ruhrpottlern, denen wir aus Versehen ihr Frühstück weg essen. Die denken zunächst, dass wir Polen oder sonst was seien und eine von diesen netten Damen schreit durch den Raum: "Hömma, würden die dat in Detuschland machen, do, ne, da würde soforrt jeder rumschreien do". Wir klären das Ganze auf uns und werden dann quasi ins Herz der Ruhrpott-Gruppe geschlossen: "Wo kommder denn her, wat? Ach, nä, jibbet ja gar nischt, do". Naja, lustig zwar, aber irgendwie haben wir doch mehr Lust auf Couchsurfen und haben das unglaublich große Glück, nach einem super Sonnentag in Gdansk, dem Nachbarort Sopot mit tollem Strand und einem der tollsten Cafes, in dem ich je gewesen bin, bei Tom und Marta unterzukommen. Marke: Thees Uhlmann-Kopie und Aussteiger aus Ostdeutschland, irgendwie in Irland gelebt, dann Spanien, dann Polen und seine polnische Freundin, die sich bei jedem zweiten Satz über sich selbst kaputt lacht. Wir begleiten die zwei zu einer Geburtstagsparty in Danzig, haben ziemlich viel Spaß mit den Zwei und ihren Freunden und können uns am nächsten Tag schwer trennen und diesen Unikaten...



Diese Woche beginnt unausgeschlafen, weil ich die Nacht von Sonntag auf Montag wieder im Schlaglochbus Polen-Litauen verbringe. Naja, Hurricane, egal. Ich fange trotzdem an, mein Abschluss-Mal-Projekt mit den Kids im Zentrum zu machen. Soll heißen: Wir lassen unsere Kreativität auf ungefähr 10 Quadratmeter Wand im Zentrum raus, kleben einen Tag lang ab, malen vor, seit Dienstag wird dann richtig gepinselt, Aceton ist mein neuer bester Freund und ich weiß noch immer nicht, wie ich die Farbe jemals von meinen Händen wieder herunterbekommen soll...Werde ich aber erst dann überdenken, wenn das Kunstwerk fertig ist...und das dauert sicher noch bis nächste Woche, meiner letzten Woche hier...

Dienstag, 23. Februar 2010

Und schon wieder weg in der Ferne: Letzte Woche hatte ich frei und hab' die Zeit genutzt. Für, für, für: SCHWEDEN! Das Land meiner Träume, ja. Ich hab's ja immer gewusst. Katja und ich lassen uns also von Ryan in Schwedenland einfliegen, fahren über Stockholm erstmal nach Uppsala. Das ist eine recht berühmte Universitätsstadt 70 Kilometer nördlich von Stockholm. Hier wohnt für ein halbes Jahr Flo, ein Freund von Katja, der sein Mathestudium gerade Erasmus-mäßig in Uppsala verbringt. Kaum angekommen in der Stadt sind Katja und ich quasi davon geschockt, wie unglaublich gut die Schweden Englisch sprechen können, dass man überall mit einem fröhlichen "Hey" begrüßt wird und dass diese Stadt Uppsala einfach nur ein optischer Genuss ist. Die Stadt wird maßgeblich vom Universitätsleben, den vielen Studenten und gefühlten 1 Millionen Erasmus-Studenten geprägt. Wir zwei Nicht-Studenten ziehen erstmal bei Strahle-Wetter nach Gamla Uppsala, dem alten Uppsala. Mit einer Kirche aus dem sechsten Jahrhundert und der Sonne im Nacken fühlt man sich hier wie in einem schwedischen Bilderbuch. Ich warte eigentlich nur noch drauf, dass Pippi, Michel und Karlsson um die Ecke geschwirrt kommen. Katja und ich können es uns allerdings nicht verkneifen, die komplette schwedischen Konsumketten alias H&M und IKEA mitzunehmen...
An den Abenden geht's zu Studentenflurparties in Studentenwohnheimen, wo die ganze Welt in Form von Austauschstudenten auf den Fluren einquatiert ist. Ich bin wohl nicht der einzige Schwedenfan, denn jeder zweite ist deutsch. Wir müssen in eine der Nations geschmuggelt werden, in die eigentlich nur die Studis reinkommen. Nations sind die Studentenverbindungen, in die man in Uppsala obligatorisch eintritt. Ich befürchte Schärpen-tragende Menschen, die fechten usw., aber weit gefehlt: Jede Nation in Uppsala organisiert das Studentenleben in der Stadt mit Parties, Konzerten und allem, was das Studentenherz begehrt. Hui, ein Traum; ich will erst zum Einwanderungsamt in Uppsala laufen, um spontan zu immigrieren...

Weiter geht's nach Stockholm, wo wir uns in einer Hütte auf 'nem Campingplatz einquartieren. Flo, Katja und ich müssen drei Tage lang in Schneesturm und Co. leben, können zwischenzeitlich kaum aus unsere Hütte raus. Auch die U-Bahn in Stockholm hat zwischendurch einfach keine Lust, zu fahren. Und wenn's um Ersatzbusse geht, dann werden die sonst so freundlichen Schweden zu Tieren. Wir warten also auch brav auf einen dieser Ersatzbusse, erfrieren fast und müssen dann einem Ansturm wild gewordener Schweden standhalten, die zu 700 in einen Bus mit Kapazität von ungefähr 50 Insassen wollen. Jemand schreit dann mitten in dem Gedränge noch "Viva la Demokratie" und wir überlegen uns, Schnuffi-Hosen-Tag in unserer Hütte zu machen und dabei gemütlich, 'ne Fika einzulegen. (gefikat wird in Schweden desöfteren: Butterbrote raus, Kuchen auf den Tisch, Kaffee und Tee, hmmm, lecker).
Als wir dann doch mal rauskommen aus der Hütte, zieht's uns in die unglaublich schöne Altstadt, wo es die verrücktesten Läden gibt; in Djurgarden geht's ins Vasamuseeum, in SoFo kann man eine Bar nach der anderen aufsuchen, wenn's denn okay ist, dass ein Bier knapp fünf Euro kostet.
Ja, Schweden ist teuer. Aber irgendwie ist das der einzige Haken an diesem Land...Als es am Sonntag zurückgehen soll ins Baltikum, überlege ich mir ernsthaft, einfach da zu bleiben. Ich könnte hier bleiben, 'nen Laden mit deutschem Brot aufmachen (schwedisches Brot ist Haken Nummer zwei an diesem Land) und immigrieren. Okay, die Idee sollte vielleicht noch ein bisschen ausgereift werden...

Ich bin also wieder zurück in Litauen und da gibt es noch eine Neuigkeit. Eigentlich wisst ihr, glaube ich, schon alle Bescheid: Ich komme früher als geplant zurück. Ich hatte und habe solche Probleme hier, vor allem in meinem Projekt, dass ich entweder mein Projekt wechseln oder es verkürzen wollte. Da Wechseln nicht ging, habe ich jetzt auf insgesamt sechs Monate verkürzt und werde am 26. März in den Flieger Richtung Deutschland steigen...

Dienstag, 9. Februar 2010



Hoher Besuch aus Holland stand letzte Woche in meinem Litauen an. Jep, INA WAR BEI MIR und wir haben eine verdammt geile Woche im Regenland alias Litauen verbracht.
Erst musste ich nach Kaunas, um sie vom Airport abzuholen. Dazu wäre es fast nicht gekommen, weil die Deppen hier in Elektro-City einfach mal die Bushaltestellen getauscht haben und ich an der falschen stand. Super. Irgendwie habe ich's dann doch noch geschafft und konnte dann endlich Ina in Litauen begrüßen. Mit dem Black Taxi, das Ina 'ne Runde lang faszinierte ging's nach Elektro-City, wo wir 'nen entspannten Abend zusammen mit den Leuten von hier verbracht haben. Am nächsten Morgen auf an die See - Klaipeda. Mal wieder Busprobleme: Mit unseren Trekkingrucksäcken müssen wir morgens um acht geschlagene zwei Mal durch die Gegend sprinten und uns dann noch vom litauischen Busfahrer auslachen lassen, der es wahnsinnig witzig findet, wie unglaublich fertig wir aussehen. Naja, durch den Nebel an die See und gleich 'rüber gehoppt auf die Kurische Nehrung. Das ist der Ballermann von Litauen im Sommer mit dem kleinen Unterschied, dass es zwar jeden ordentlichen Litauer hier im Sommer hinzieht, die Landschaft aber wirklich der Wahnsinn ist.

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Von den Dünen sehen wir wenig. Sommerurlaub hier wäre ja auch langweilig. Ina und ich machen die ganze Geschichte als die einzigen Touristen mal eben im tiefsten Winter unsicher. Wir stapfen durch einen Wald an die See und befinden uns am Set von "The Day after tomorrow" gemixt mit dem Soundtrack "Allein, allein". Weit und breit befindet sich kein Mensch hier. Weder im Wald, noch in den Dünen, noch am Strand. Beeindruckend. Wir wollen durch die Dünen zurück und stecken auf einmal bis zur Hüfte im Schnee. Kleine Einstimmung auf den nächsten Küstentag. Wir wollen nach Nida. Der Bus hat spontan keine Lust zu kommen und wir stehen zusammen mit zwei verrückten Australiern, die ihre Sommerferien im Baltikum verbringen, im tiefsten Nichts. Wir lassen uns dann ein Taxi aus 100 Kilometer Entfernung bestellen und auf der Fahrt deutet sich schon ein kleiner Schneeorkan an. Angekommen in Nida hätte uns der dezente Hinweis der Frau in der Touri-Info vielleicht eine kleine Warnung sein sollen. Sie sagt, dass wir es ja gerne versuchen könnten, auf die berühmte Düne zu klettern und lächelt. Hm. Schade, das ignorieren Ina und ich leider. Wir spielen Schneeschieber im litauischen Unterholz, befinden uns im Stehsturm und wandern zwei Stunden lang durch den Schnee. Wohlgemerkt bis zu den Knien im Schnee. Uns ist nicht kalt, wir hinterlassen hinterher im Café keine Schneeberge und wir haben auch keine nassen Füße, Waden und Beine, als wir wieder auftauen. Nein. Ina, die alte Physiotherapeutin glaubt zuerst, dass ihre Füße abgefroren sind, als wir irgendwann abends wieder in unserer Ferienwohnung ankommen.
Aber was kann uns zwei Abenteurer schon aufhalten? Wir steigen am nächsten Tag in den Zug in Richtung Siauliai. In der Nähe dieser Stadt befindet sich der Hill of Crosses bzw. Kryzniu kalnas. Die Litauer haben hier, vor allem während der Zeit der Sowjets als Zeichen ihrers Widerstands immer wieder tausende von Kreuzen aufgestellt. Und dieser Hügel befindet sich im Nichts. Wirklich. Wir steigen also irgendwo im Nirgendwo aus, wandern noch ein bisschen und stehen dann in einem beeindruckenden Wirrwarr aus Kreuzen. Das Ganze wirkt mit dem vielen Schnee und in der absoluten Einsamkeit noch ein wenig kurioser...


Abends geht's dann weiter nach Vilnius, wo wir zum Dreierteam Ina-Katja-Julia expandieren. Wir zwei Neu-Litauer Katja und Julia können ein bisschen Stadtführer für Ina spielen und können ihr die Vorzüge von litauischen Cafés und Bars zeigen. Die Woche geht dann am Sonntagmorgen viel zu früh vorüber, als ich Ina wieder in den Flieger setzen muss, noch kurz dadurch behindert, dass wir mal eben Inas gesamtes Gepäck als Handgepäck durchgehen lassen müssen...

Dienstag, 26. Januar 2010

Grüße aus - mal wieder, immer noch und wahrscheinlich für immer - Eiskaltenhausen alias Elektrocity alias Litauen. Konstante minus 20 Grad, wir spielen ja nicht im Sand, ne. Ne, hier spielt man mehr so im Eis...
Also, Rückschau - was war jetzt schon wieder alles los? Am Freitag hatte Erika aus Elektro-City Geburtstag. Irgendwie hat ihr Geburtstag dann inklusive ihrer gesamten Gästeschar in meiner Sowjetflat geendet. Ich habe mal wieder viele Litauer kennengelernt oder auch wieder gesehen und musste mich mal wieder quasi dafür verteidigen, wie ich denn als Ausländer ausgerechnet nach LIIIIIITHUANIA komme dafür auch noch KEEEEIIINNN GEELLDD bekomme und dann auch noch mit KIIINNNDDDEERRNNN arbeite. Es scheint für viele von diesen jungen Litauern unvorstellbar zu sein, einfach mal was freiwillig zu sein. Die müssen alle bekehrt werden :-) Ich tue da mein Bestes. Gefeiert haben wir dann ganz gut...

Dann wieder Vilnius, denn am Sonntag ging's ja für mich zu den oberen Zehntausend. Nicht. Wie dem auch sei, ich gehe also am Sonntag mit Katja zu crazy LNK Television, wo die Aufzeichnung für die Preisverleihung vom Auksine sirdele (Golden Heart Award) stattfand. Ich darf mich also erstmal bepinseln lassen in der Maske. Bepinseln heißt bepinseln. Die litauische Dame rührt nämlich in ihrem Lidstrichkästchen wie Pablo Picasso es getan hätte und verpasst mir erstmal den Amy Winehouse-Gedächnis-Lidstrich (korrigiere, die lebt ja noch...).
Beim Warten darauf, dass die crazy Show los geht, lerne ich Anne, eine meiner Mitnominierten, und ihre Begleitung Dovile kennen. Anne ist deutsch, war schon mal EVSlerin in Litauen und arbeitet jetzt in einem Kinderdorf. Ihre Begleitung Dovile hat mal ein Jahr in Deutschland gelebt und kann perfekt deutsch. Katja, Anne, Dovile und ich können uns mächtig lustig machen über all die Damen um uns herum, die in irgendwelchen Roben und mit viel zu viel Haarspray in der Mähne um uns herum tingeln. Endlich angekommen im Glitzer-Rot-Gold-Blink-Blink-Fernsehstudio sitzen Anne und ich dann nebeneinander. Dovile und Katja müssen leider auf den billigen Plätzen Platz nehmen. Was sich hinterher als tödlich herausstellt, weil Katja genau in meinem Blickwinkel sitzt. Die Show geht also schmalzig los und wird bis zum Schluss auch nicht besser. Im Augenwinkel von mir sitzt Katja, die öfters mal vor lauter Lachen fast vom Stuhl fällt. Ich - jaja, ich alter Star weiß natürlich, dass die Kameras überall sind und muss mich echt zusammenreißen. Das geht aber schlecht, wenn Anne neben dir sitzt und das alles genauso schmalzig findet, wenn eine hysterische Fernsehfrau die Vorklatscherin spielt und du umringt bist von mit Blumen um sich werfenden Litauern, die ihre Lieblinge, wenn sie denn dann gewinnen, ernsthafter Weise erstmal mit riiiiiesigen Blumensträußen empfangen.
Anne und mir muss niemand Blumen schenken. Wir müssen den belgischen Mönchen aus dem litauischen Wald den Vortritt lassen. Es stört uns beide quasi null und als wir am Ende der Show auch noch von Gold-Silber-Regen eingehüllt werden und wir von irgendeinem berühmten litauischen Opa mit Rose und Diplom belohnt werden, ist der Abend fast perfekt und ich weiß, dass der ZDF-Fernsehgarten, Bingo mit Michael auf NDR oder auch irgendeine schmalzige Show, die auf RTLII läuft, nicht besser hätte machen können.
Dovile und Anne wollen Katja und mich dann noch in die Stadt bringen. Und dabei kommt es zum eigentlichen Höhepunkt des Abends. Bei minus 20 Grad hat Annes Auto spontan keinen Bock mehr zu funktionieren. Man stelle sich bitte vier Frauen vor, die im Dunkeln bei minus 20 Grad Ballerina tragend ein Auto einen Berg hoch schieben, das Ganze in Litauen. Vorgestellt? Genau so war's. Und ich weiß bis heute nicht, warum wir alle nicht erfroren sind. Also ein Erlebnis war's auf jeden Fall...

Mittwoch, 20. Januar 2010







Kleine Zwischenmeldung. Das Spielepaket aus Deutschland ist angekommen. Allen, die mich an und um Weihnachten mit alten Spielen vollgeschüttet habt, sei gesagt: Ihr habt den Kids hier nochmal Weihnachten im Januar beschert. Es hat quasi nur noch der Tannenbaum und "Last Christmas" im Hintergrund gefehlt, dann wäre es eine Weihnachtsbescherung gewesen.
Ja, Kinder finden ja immer alles Neue toll, so natürlich auch heute. Zu den Rennern gehören die Dominobahn (ich weiß leider nicht mehr, wer mir die gegeben hat!), und Mastermind (mein Mind ist nicht so mastermäßig - weiß ich auch nicht mehr, wer mir das gegeben hat!).
Wirklich noch mal vielen lieben Dank an alle, die mir ihre alten Spiele gegeben haben!!!!
Achja, die Kinder haben mich dann gefragt, ob ich denn die Spiele wieder mitnehme, wenn ich wieder nach Hause fahre :-) Ich habe ihnen dann versichert, dass die Spiele in Litauen bleiben können...

Dienstag, 19. Januar 2010


Ein eiskalter Gruß aus Eiskaltenhausen. Nicht, dass es hier konstante 20 Grad minus wären, aber der Wind; mein lieber Eis-Scholli, der ist nicht von schlechten Eltern. Länger als eine Stunde draußen und alles ist erfroren.
Deshalb konzentriert sich alles, was man hier so macht, eigentlich darauf, entweder von Café zu Café zu tingeln oder zuhause so viel Tee und heiße Schokolade wie möglich zu konsumieren.
Das habe ich auch rund ums vergangene Wochenende gemacht. Erst mal liegt eine entspannte Woche (weil wir im Moment wegen der Kürzungen nur noch sehr wenige Kinder haben) hinter mir, in der ich mal wieder den Bastelvolunteer habe heraushängen lassen. Ergo - Sparschweine basteln. Ein Kind hat mich dann gefragt, warum ich meines denn blau anmalen würde. Ist ja klar, ist halt ein Schweinegrippen-Sparschwein, hab' ich dann gesagt und daraufhin haben wir dann sämtliche Sparschweine schweinegrippenfarbend gestaltet; fanden die Kids ganz lustig...


Am Donnerstagabend ging es dann schon nach Vilnius, weil wir am Freitag Volunteer-Meeting hatten. Donnerstagabends habe ich mich dann mit der Weißrussin Katya, die mich über Couchsurfing kontaktiert hatte, auf ein Bier getroffen. Ist schon interessant, Geschichten über Visa bekommen oder nicht bekommen zu hören, wo ich mir selber quasi gar nicht vorstellen kann, in meinem näheren Reiseumkreis auf irgendein Visa zu warten.

Später sind noch Katja und Laura dazu gekommen. Laura ist die Freiwillige aus Tallinn (Estland), bei der wir Ende letzten Jahres geurlaubt haben. Sie hat den Gegenbesuch gestartet und ist über das Wochenende geblieben.
Zusammen mit ihr haben wir noch mal ordentlich Vilnius unsicher gemacht und waren z.B. auf dem Antalkalnio Friedhof, auf dem einige der Gefallenen der 1991er-Revolution liegen und haben natürlich auch den ordnungsgemäßen Touri-Trakai-Besuch abgehalten. Das Ganze hat sich immer als Schneestapf- / "Wo ist da nächste Café"-Aktion gestaltet und das, obwohl wir drei Exil-Balten doch eigentlich mal ein bisschen Winterkondition angelegt haben sollten. In Trakai war es für Katja und mich ganz interessant, den Ort, an dem wir vor knapp vier Monaten noch schön über seichtes Gewässer schauen konnten, im kompletten Winterlook zu sehen. Wir konnten dann auch gemütlich über den gefrorenen See zur Burg schlendern und mussten dabei Skilangläufern und Rodlern ausweichen... Laura am Sonntagabend wieder in den Bus nach Tallinn zu setzen, war mal wieder traurig; weil wir Drei uns wirklich gut verstehen und und gefragt haben, ob wir nicht irgendwie eine EVS-WG hinkriegen. Wir sehen uns allerdings nächsten Monat vielleicht wieder...

Montag, 11. Januar 2010


Mal wieder ein volles Wochenende Lietuva. Neues Jahr, neue Menschen: Beim Fliegen nach und von Deutschland habe ich Christine kennen gelernt. Nach ihrem Bachelorstudium macht sie jetzt ein Praktikum in Kaunas, Litauen, und ist erst seit kurzem hier. Ich habe mich gleich mit ihr für’s Wochenende verabredet, weil ich auch mal die Chance nutzen wollte, Kaunas (die zweitgrößte Stadt in Litauen) näher kennenzulernen.
Nachdem ich freitagabends ein bisschen frustriert war, weil der Mensch, der mir eigentlich Internet in meiner Sowjetflat installieren wollte, plötzlich abends um halb neun festgestellt hat, dass sein Auto nicht mehr funktioniert und er nicht mehr kommen kann, ich aber die ganze Zeit auf ihn gewartet hatte und dann nicht mehr nach Vilnius zum Feiern gefahren bin; war der Samstag umso besser. Toma, ein litauische Studentin, die über AIESEC (internationale Studentenorganisation) so etwas wie die Mentorin von Christine ist, hat uns eine kleine Stadtführung durch Kaunas gegeben. Einfach nur eiskalt das ganze Unternehmen,
vor allem, wenn man die grandiose Idee hat, bei ungefähr minus 10 Grad auf eine Kirche zu klettern. Naja, es war wirklich nett, ich habe Kaunas inklusive dem berühmten Teufelsmuseum, Kunstmuseum am Sonntag und lecker Essen mitgenommen. Achja, nicht zu vergessen sei, dass ich mit Christine am Samstagabend noch auf einem EVS-Geburtstag war, wo ich dann mal wieder viele von den Freiwilligen getroffen habe…