Donnerstag, 18. März 2010

Es ist also fast so weit. Meine Litauen-Zeit, ja eigentlich meine verkürzte Litauen-Zeit ist fast vorbei. Das merke ich vor allem daran, dass ich mich auf einmal um viel zu viele Sachen kümmern muss...

Eins nach dem anderen. Anfang März erst mal das sogenannte Mid-Term-Training. Das hat man als Europäischer Freiwilliger eigentlich so in der Zeit der Mitte des Dienstes. Ja, ich hatte es dann, weil ich ja verkürzt habe, fast am Ende meines Voluntary Service. Das Seminar hatte ich zusammen mit 15 anderen Europäischen Freiwilligen in Daugirdiskes. Noch nie davon gehört? Sehr verständlich. Daugirdiskes ist nämlich ein Dorf (wenn die Häuseransammlung diesen Namen überhaupt verdient) von "The middle of nowhere". In so einem selbst gebauten Holzhaus. Es war wirklich lustig mit den anderen Freiwilligen, auch wenn wir alle, die wir gerade bei den ersten Plusgraden auf den Frühling gefreut hatten, von diesem eiskalten Petrus getäuscht wurden: Schneesturm, Minusgrade und mehr Winter als ich irgendwann mal im März gesehen hatte. Man kann sich wohl eher nicht vorstellen, dass man bei so einem Wetter auch noch auf einer Eispiste Kart fährt (hab' trotz der widrigen Bedingungen, wie der Sportfachmann wohl sagen würde, die beste Rundenzeit der Mädels hingelegt ;-)) oder dass man einfach mal für eine Stunde "gemütlich" draußen spazieren geht, haben wir dann aber doch getan...alt=""id="BLOGGER_PHOTO_ID_5450031302949781618" />



Letzte Woche war dann am Donnerstag der Nationalfeiertag zur Unabhängigkeit Litauens. Sowas hat man noch nicht gesehen. Ich schlendere durch Vilnius und diese Stadt ist voll von Leuten. Es war das erste Mal, dass ich so viele Litauer in ihrer Hauptstadt gesehen habe, die kommen wohl alle gerade aus ihren Winterlöchern heraus. Und lassen es sich dann auch nicht nehmen, mit ihren Landesfarben durch die Stadt zu ziehen. Ich dachte erst, die würden die 91er-Revolution noch mal wiederholen, so viele von diesen verrückten Litauern sind an diesem Tag mit Riiesen-Fahnen oder Luftballons in ihren Landesfarben durch die Gegend gezogen...

alt=""id="BLOGGER_PHOTO_ID_5450032078767856626" /> Katja ich und ich setzen uns in die Bus, der uns nachts über unglaublich schlechte Straßen nach Polen schaukelt und treffen uns dort mit Lucas, den wir beide schon seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen haben. Zu dritt kommen wir erst im Hostel unter, das wir allerdings nach einer Nacht wechseln. Erstens, weil da Sperrstunde herrscht und uns das Danziger Nachtleben uns schon nach einem Abend sowas von überzeugt und wir auf dermaßen lustige Gestalten treffen. Zweitens, weil wir uns situativ unbeliebt machen bei einer Gruppe von Bilderbuch-Ruhrpottlern, denen wir aus Versehen ihr Frühstück weg essen. Die denken zunächst, dass wir Polen oder sonst was seien und eine von diesen netten Damen schreit durch den Raum: "Hömma, würden die dat in Detuschland machen, do, ne, da würde soforrt jeder rumschreien do". Wir klären das Ganze auf uns und werden dann quasi ins Herz der Ruhrpott-Gruppe geschlossen: "Wo kommder denn her, wat? Ach, nä, jibbet ja gar nischt, do". Naja, lustig zwar, aber irgendwie haben wir doch mehr Lust auf Couchsurfen und haben das unglaublich große Glück, nach einem super Sonnentag in Gdansk, dem Nachbarort Sopot mit tollem Strand und einem der tollsten Cafes, in dem ich je gewesen bin, bei Tom und Marta unterzukommen. Marke: Thees Uhlmann-Kopie und Aussteiger aus Ostdeutschland, irgendwie in Irland gelebt, dann Spanien, dann Polen und seine polnische Freundin, die sich bei jedem zweiten Satz über sich selbst kaputt lacht. Wir begleiten die zwei zu einer Geburtstagsparty in Danzig, haben ziemlich viel Spaß mit den Zwei und ihren Freunden und können uns am nächsten Tag schwer trennen und diesen Unikaten...



Diese Woche beginnt unausgeschlafen, weil ich die Nacht von Sonntag auf Montag wieder im Schlaglochbus Polen-Litauen verbringe. Naja, Hurricane, egal. Ich fange trotzdem an, mein Abschluss-Mal-Projekt mit den Kids im Zentrum zu machen. Soll heißen: Wir lassen unsere Kreativität auf ungefähr 10 Quadratmeter Wand im Zentrum raus, kleben einen Tag lang ab, malen vor, seit Dienstag wird dann richtig gepinselt, Aceton ist mein neuer bester Freund und ich weiß noch immer nicht, wie ich die Farbe jemals von meinen Händen wieder herunterbekommen soll...Werde ich aber erst dann überdenken, wenn das Kunstwerk fertig ist...und das dauert sicher noch bis nächste Woche, meiner letzten Woche hier...