Dienstag, 23. Februar 2010

Und schon wieder weg in der Ferne: Letzte Woche hatte ich frei und hab' die Zeit genutzt. Für, für, für: SCHWEDEN! Das Land meiner Träume, ja. Ich hab's ja immer gewusst. Katja und ich lassen uns also von Ryan in Schwedenland einfliegen, fahren über Stockholm erstmal nach Uppsala. Das ist eine recht berühmte Universitätsstadt 70 Kilometer nördlich von Stockholm. Hier wohnt für ein halbes Jahr Flo, ein Freund von Katja, der sein Mathestudium gerade Erasmus-mäßig in Uppsala verbringt. Kaum angekommen in der Stadt sind Katja und ich quasi davon geschockt, wie unglaublich gut die Schweden Englisch sprechen können, dass man überall mit einem fröhlichen "Hey" begrüßt wird und dass diese Stadt Uppsala einfach nur ein optischer Genuss ist. Die Stadt wird maßgeblich vom Universitätsleben, den vielen Studenten und gefühlten 1 Millionen Erasmus-Studenten geprägt. Wir zwei Nicht-Studenten ziehen erstmal bei Strahle-Wetter nach Gamla Uppsala, dem alten Uppsala. Mit einer Kirche aus dem sechsten Jahrhundert und der Sonne im Nacken fühlt man sich hier wie in einem schwedischen Bilderbuch. Ich warte eigentlich nur noch drauf, dass Pippi, Michel und Karlsson um die Ecke geschwirrt kommen. Katja und ich können es uns allerdings nicht verkneifen, die komplette schwedischen Konsumketten alias H&M und IKEA mitzunehmen...
An den Abenden geht's zu Studentenflurparties in Studentenwohnheimen, wo die ganze Welt in Form von Austauschstudenten auf den Fluren einquatiert ist. Ich bin wohl nicht der einzige Schwedenfan, denn jeder zweite ist deutsch. Wir müssen in eine der Nations geschmuggelt werden, in die eigentlich nur die Studis reinkommen. Nations sind die Studentenverbindungen, in die man in Uppsala obligatorisch eintritt. Ich befürchte Schärpen-tragende Menschen, die fechten usw., aber weit gefehlt: Jede Nation in Uppsala organisiert das Studentenleben in der Stadt mit Parties, Konzerten und allem, was das Studentenherz begehrt. Hui, ein Traum; ich will erst zum Einwanderungsamt in Uppsala laufen, um spontan zu immigrieren...

Weiter geht's nach Stockholm, wo wir uns in einer Hütte auf 'nem Campingplatz einquartieren. Flo, Katja und ich müssen drei Tage lang in Schneesturm und Co. leben, können zwischenzeitlich kaum aus unsere Hütte raus. Auch die U-Bahn in Stockholm hat zwischendurch einfach keine Lust, zu fahren. Und wenn's um Ersatzbusse geht, dann werden die sonst so freundlichen Schweden zu Tieren. Wir warten also auch brav auf einen dieser Ersatzbusse, erfrieren fast und müssen dann einem Ansturm wild gewordener Schweden standhalten, die zu 700 in einen Bus mit Kapazität von ungefähr 50 Insassen wollen. Jemand schreit dann mitten in dem Gedränge noch "Viva la Demokratie" und wir überlegen uns, Schnuffi-Hosen-Tag in unserer Hütte zu machen und dabei gemütlich, 'ne Fika einzulegen. (gefikat wird in Schweden desöfteren: Butterbrote raus, Kuchen auf den Tisch, Kaffee und Tee, hmmm, lecker).
Als wir dann doch mal rauskommen aus der Hütte, zieht's uns in die unglaublich schöne Altstadt, wo es die verrücktesten Läden gibt; in Djurgarden geht's ins Vasamuseeum, in SoFo kann man eine Bar nach der anderen aufsuchen, wenn's denn okay ist, dass ein Bier knapp fünf Euro kostet.
Ja, Schweden ist teuer. Aber irgendwie ist das der einzige Haken an diesem Land...Als es am Sonntag zurückgehen soll ins Baltikum, überlege ich mir ernsthaft, einfach da zu bleiben. Ich könnte hier bleiben, 'nen Laden mit deutschem Brot aufmachen (schwedisches Brot ist Haken Nummer zwei an diesem Land) und immigrieren. Okay, die Idee sollte vielleicht noch ein bisschen ausgereift werden...

Ich bin also wieder zurück in Litauen und da gibt es noch eine Neuigkeit. Eigentlich wisst ihr, glaube ich, schon alle Bescheid: Ich komme früher als geplant zurück. Ich hatte und habe solche Probleme hier, vor allem in meinem Projekt, dass ich entweder mein Projekt wechseln oder es verkürzen wollte. Da Wechseln nicht ging, habe ich jetzt auf insgesamt sechs Monate verkürzt und werde am 26. März in den Flieger Richtung Deutschland steigen...

Dienstag, 9. Februar 2010



Hoher Besuch aus Holland stand letzte Woche in meinem Litauen an. Jep, INA WAR BEI MIR und wir haben eine verdammt geile Woche im Regenland alias Litauen verbracht.
Erst musste ich nach Kaunas, um sie vom Airport abzuholen. Dazu wäre es fast nicht gekommen, weil die Deppen hier in Elektro-City einfach mal die Bushaltestellen getauscht haben und ich an der falschen stand. Super. Irgendwie habe ich's dann doch noch geschafft und konnte dann endlich Ina in Litauen begrüßen. Mit dem Black Taxi, das Ina 'ne Runde lang faszinierte ging's nach Elektro-City, wo wir 'nen entspannten Abend zusammen mit den Leuten von hier verbracht haben. Am nächsten Morgen auf an die See - Klaipeda. Mal wieder Busprobleme: Mit unseren Trekkingrucksäcken müssen wir morgens um acht geschlagene zwei Mal durch die Gegend sprinten und uns dann noch vom litauischen Busfahrer auslachen lassen, der es wahnsinnig witzig findet, wie unglaublich fertig wir aussehen. Naja, durch den Nebel an die See und gleich 'rüber gehoppt auf die Kurische Nehrung. Das ist der Ballermann von Litauen im Sommer mit dem kleinen Unterschied, dass es zwar jeden ordentlichen Litauer hier im Sommer hinzieht, die Landschaft aber wirklich der Wahnsinn ist.

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Von den Dünen sehen wir wenig. Sommerurlaub hier wäre ja auch langweilig. Ina und ich machen die ganze Geschichte als die einzigen Touristen mal eben im tiefsten Winter unsicher. Wir stapfen durch einen Wald an die See und befinden uns am Set von "The Day after tomorrow" gemixt mit dem Soundtrack "Allein, allein". Weit und breit befindet sich kein Mensch hier. Weder im Wald, noch in den Dünen, noch am Strand. Beeindruckend. Wir wollen durch die Dünen zurück und stecken auf einmal bis zur Hüfte im Schnee. Kleine Einstimmung auf den nächsten Küstentag. Wir wollen nach Nida. Der Bus hat spontan keine Lust zu kommen und wir stehen zusammen mit zwei verrückten Australiern, die ihre Sommerferien im Baltikum verbringen, im tiefsten Nichts. Wir lassen uns dann ein Taxi aus 100 Kilometer Entfernung bestellen und auf der Fahrt deutet sich schon ein kleiner Schneeorkan an. Angekommen in Nida hätte uns der dezente Hinweis der Frau in der Touri-Info vielleicht eine kleine Warnung sein sollen. Sie sagt, dass wir es ja gerne versuchen könnten, auf die berühmte Düne zu klettern und lächelt. Hm. Schade, das ignorieren Ina und ich leider. Wir spielen Schneeschieber im litauischen Unterholz, befinden uns im Stehsturm und wandern zwei Stunden lang durch den Schnee. Wohlgemerkt bis zu den Knien im Schnee. Uns ist nicht kalt, wir hinterlassen hinterher im Café keine Schneeberge und wir haben auch keine nassen Füße, Waden und Beine, als wir wieder auftauen. Nein. Ina, die alte Physiotherapeutin glaubt zuerst, dass ihre Füße abgefroren sind, als wir irgendwann abends wieder in unserer Ferienwohnung ankommen.
Aber was kann uns zwei Abenteurer schon aufhalten? Wir steigen am nächsten Tag in den Zug in Richtung Siauliai. In der Nähe dieser Stadt befindet sich der Hill of Crosses bzw. Kryzniu kalnas. Die Litauer haben hier, vor allem während der Zeit der Sowjets als Zeichen ihrers Widerstands immer wieder tausende von Kreuzen aufgestellt. Und dieser Hügel befindet sich im Nichts. Wirklich. Wir steigen also irgendwo im Nirgendwo aus, wandern noch ein bisschen und stehen dann in einem beeindruckenden Wirrwarr aus Kreuzen. Das Ganze wirkt mit dem vielen Schnee und in der absoluten Einsamkeit noch ein wenig kurioser...


Abends geht's dann weiter nach Vilnius, wo wir zum Dreierteam Ina-Katja-Julia expandieren. Wir zwei Neu-Litauer Katja und Julia können ein bisschen Stadtführer für Ina spielen und können ihr die Vorzüge von litauischen Cafés und Bars zeigen. Die Woche geht dann am Sonntagmorgen viel zu früh vorüber, als ich Ina wieder in den Flieger setzen muss, noch kurz dadurch behindert, dass wir mal eben Inas gesamtes Gepäck als Handgepäck durchgehen lassen müssen...