Dienstag, 26. Januar 2010

Grüße aus - mal wieder, immer noch und wahrscheinlich für immer - Eiskaltenhausen alias Elektrocity alias Litauen. Konstante minus 20 Grad, wir spielen ja nicht im Sand, ne. Ne, hier spielt man mehr so im Eis...
Also, Rückschau - was war jetzt schon wieder alles los? Am Freitag hatte Erika aus Elektro-City Geburtstag. Irgendwie hat ihr Geburtstag dann inklusive ihrer gesamten Gästeschar in meiner Sowjetflat geendet. Ich habe mal wieder viele Litauer kennengelernt oder auch wieder gesehen und musste mich mal wieder quasi dafür verteidigen, wie ich denn als Ausländer ausgerechnet nach LIIIIIITHUANIA komme dafür auch noch KEEEEIIINNN GEELLDD bekomme und dann auch noch mit KIIINNNDDDEERRNNN arbeite. Es scheint für viele von diesen jungen Litauern unvorstellbar zu sein, einfach mal was freiwillig zu sein. Die müssen alle bekehrt werden :-) Ich tue da mein Bestes. Gefeiert haben wir dann ganz gut...

Dann wieder Vilnius, denn am Sonntag ging's ja für mich zu den oberen Zehntausend. Nicht. Wie dem auch sei, ich gehe also am Sonntag mit Katja zu crazy LNK Television, wo die Aufzeichnung für die Preisverleihung vom Auksine sirdele (Golden Heart Award) stattfand. Ich darf mich also erstmal bepinseln lassen in der Maske. Bepinseln heißt bepinseln. Die litauische Dame rührt nämlich in ihrem Lidstrichkästchen wie Pablo Picasso es getan hätte und verpasst mir erstmal den Amy Winehouse-Gedächnis-Lidstrich (korrigiere, die lebt ja noch...).
Beim Warten darauf, dass die crazy Show los geht, lerne ich Anne, eine meiner Mitnominierten, und ihre Begleitung Dovile kennen. Anne ist deutsch, war schon mal EVSlerin in Litauen und arbeitet jetzt in einem Kinderdorf. Ihre Begleitung Dovile hat mal ein Jahr in Deutschland gelebt und kann perfekt deutsch. Katja, Anne, Dovile und ich können uns mächtig lustig machen über all die Damen um uns herum, die in irgendwelchen Roben und mit viel zu viel Haarspray in der Mähne um uns herum tingeln. Endlich angekommen im Glitzer-Rot-Gold-Blink-Blink-Fernsehstudio sitzen Anne und ich dann nebeneinander. Dovile und Katja müssen leider auf den billigen Plätzen Platz nehmen. Was sich hinterher als tödlich herausstellt, weil Katja genau in meinem Blickwinkel sitzt. Die Show geht also schmalzig los und wird bis zum Schluss auch nicht besser. Im Augenwinkel von mir sitzt Katja, die öfters mal vor lauter Lachen fast vom Stuhl fällt. Ich - jaja, ich alter Star weiß natürlich, dass die Kameras überall sind und muss mich echt zusammenreißen. Das geht aber schlecht, wenn Anne neben dir sitzt und das alles genauso schmalzig findet, wenn eine hysterische Fernsehfrau die Vorklatscherin spielt und du umringt bist von mit Blumen um sich werfenden Litauern, die ihre Lieblinge, wenn sie denn dann gewinnen, ernsthafter Weise erstmal mit riiiiiesigen Blumensträußen empfangen.
Anne und mir muss niemand Blumen schenken. Wir müssen den belgischen Mönchen aus dem litauischen Wald den Vortritt lassen. Es stört uns beide quasi null und als wir am Ende der Show auch noch von Gold-Silber-Regen eingehüllt werden und wir von irgendeinem berühmten litauischen Opa mit Rose und Diplom belohnt werden, ist der Abend fast perfekt und ich weiß, dass der ZDF-Fernsehgarten, Bingo mit Michael auf NDR oder auch irgendeine schmalzige Show, die auf RTLII läuft, nicht besser hätte machen können.
Dovile und Anne wollen Katja und mich dann noch in die Stadt bringen. Und dabei kommt es zum eigentlichen Höhepunkt des Abends. Bei minus 20 Grad hat Annes Auto spontan keinen Bock mehr zu funktionieren. Man stelle sich bitte vier Frauen vor, die im Dunkeln bei minus 20 Grad Ballerina tragend ein Auto einen Berg hoch schieben, das Ganze in Litauen. Vorgestellt? Genau so war's. Und ich weiß bis heute nicht, warum wir alle nicht erfroren sind. Also ein Erlebnis war's auf jeden Fall...

Mittwoch, 20. Januar 2010







Kleine Zwischenmeldung. Das Spielepaket aus Deutschland ist angekommen. Allen, die mich an und um Weihnachten mit alten Spielen vollgeschüttet habt, sei gesagt: Ihr habt den Kids hier nochmal Weihnachten im Januar beschert. Es hat quasi nur noch der Tannenbaum und "Last Christmas" im Hintergrund gefehlt, dann wäre es eine Weihnachtsbescherung gewesen.
Ja, Kinder finden ja immer alles Neue toll, so natürlich auch heute. Zu den Rennern gehören die Dominobahn (ich weiß leider nicht mehr, wer mir die gegeben hat!), und Mastermind (mein Mind ist nicht so mastermäßig - weiß ich auch nicht mehr, wer mir das gegeben hat!).
Wirklich noch mal vielen lieben Dank an alle, die mir ihre alten Spiele gegeben haben!!!!
Achja, die Kinder haben mich dann gefragt, ob ich denn die Spiele wieder mitnehme, wenn ich wieder nach Hause fahre :-) Ich habe ihnen dann versichert, dass die Spiele in Litauen bleiben können...

Dienstag, 19. Januar 2010


Ein eiskalter Gruß aus Eiskaltenhausen. Nicht, dass es hier konstante 20 Grad minus wären, aber der Wind; mein lieber Eis-Scholli, der ist nicht von schlechten Eltern. Länger als eine Stunde draußen und alles ist erfroren.
Deshalb konzentriert sich alles, was man hier so macht, eigentlich darauf, entweder von Café zu Café zu tingeln oder zuhause so viel Tee und heiße Schokolade wie möglich zu konsumieren.
Das habe ich auch rund ums vergangene Wochenende gemacht. Erst mal liegt eine entspannte Woche (weil wir im Moment wegen der Kürzungen nur noch sehr wenige Kinder haben) hinter mir, in der ich mal wieder den Bastelvolunteer habe heraushängen lassen. Ergo - Sparschweine basteln. Ein Kind hat mich dann gefragt, warum ich meines denn blau anmalen würde. Ist ja klar, ist halt ein Schweinegrippen-Sparschwein, hab' ich dann gesagt und daraufhin haben wir dann sämtliche Sparschweine schweinegrippenfarbend gestaltet; fanden die Kids ganz lustig...


Am Donnerstagabend ging es dann schon nach Vilnius, weil wir am Freitag Volunteer-Meeting hatten. Donnerstagabends habe ich mich dann mit der Weißrussin Katya, die mich über Couchsurfing kontaktiert hatte, auf ein Bier getroffen. Ist schon interessant, Geschichten über Visa bekommen oder nicht bekommen zu hören, wo ich mir selber quasi gar nicht vorstellen kann, in meinem näheren Reiseumkreis auf irgendein Visa zu warten.

Später sind noch Katja und Laura dazu gekommen. Laura ist die Freiwillige aus Tallinn (Estland), bei der wir Ende letzten Jahres geurlaubt haben. Sie hat den Gegenbesuch gestartet und ist über das Wochenende geblieben.
Zusammen mit ihr haben wir noch mal ordentlich Vilnius unsicher gemacht und waren z.B. auf dem Antalkalnio Friedhof, auf dem einige der Gefallenen der 1991er-Revolution liegen und haben natürlich auch den ordnungsgemäßen Touri-Trakai-Besuch abgehalten. Das Ganze hat sich immer als Schneestapf- / "Wo ist da nächste Café"-Aktion gestaltet und das, obwohl wir drei Exil-Balten doch eigentlich mal ein bisschen Winterkondition angelegt haben sollten. In Trakai war es für Katja und mich ganz interessant, den Ort, an dem wir vor knapp vier Monaten noch schön über seichtes Gewässer schauen konnten, im kompletten Winterlook zu sehen. Wir konnten dann auch gemütlich über den gefrorenen See zur Burg schlendern und mussten dabei Skilangläufern und Rodlern ausweichen... Laura am Sonntagabend wieder in den Bus nach Tallinn zu setzen, war mal wieder traurig; weil wir Drei uns wirklich gut verstehen und und gefragt haben, ob wir nicht irgendwie eine EVS-WG hinkriegen. Wir sehen uns allerdings nächsten Monat vielleicht wieder...

Montag, 11. Januar 2010


Mal wieder ein volles Wochenende Lietuva. Neues Jahr, neue Menschen: Beim Fliegen nach und von Deutschland habe ich Christine kennen gelernt. Nach ihrem Bachelorstudium macht sie jetzt ein Praktikum in Kaunas, Litauen, und ist erst seit kurzem hier. Ich habe mich gleich mit ihr für’s Wochenende verabredet, weil ich auch mal die Chance nutzen wollte, Kaunas (die zweitgrößte Stadt in Litauen) näher kennenzulernen.
Nachdem ich freitagabends ein bisschen frustriert war, weil der Mensch, der mir eigentlich Internet in meiner Sowjetflat installieren wollte, plötzlich abends um halb neun festgestellt hat, dass sein Auto nicht mehr funktioniert und er nicht mehr kommen kann, ich aber die ganze Zeit auf ihn gewartet hatte und dann nicht mehr nach Vilnius zum Feiern gefahren bin; war der Samstag umso besser. Toma, ein litauische Studentin, die über AIESEC (internationale Studentenorganisation) so etwas wie die Mentorin von Christine ist, hat uns eine kleine Stadtführung durch Kaunas gegeben. Einfach nur eiskalt das ganze Unternehmen,
vor allem, wenn man die grandiose Idee hat, bei ungefähr minus 10 Grad auf eine Kirche zu klettern. Naja, es war wirklich nett, ich habe Kaunas inklusive dem berühmten Teufelsmuseum, Kunstmuseum am Sonntag und lecker Essen mitgenommen. Achja, nicht zu vergessen sei, dass ich mit Christine am Samstagabend noch auf einem EVS-Geburtstag war, wo ich dann mal wieder viele von den Freiwilligen getroffen habe…

Mittwoch, 6. Januar 2010





Ein neues Jahr, unsereins hat die Feiertage in Good Old Germany verbracht und befindet sich mittlerweile schon wieder in Elektro-City. Ja, der Urlaub in Deutschland, wie ich ihn mal nennen will, war schon der Kracher. Es war im Nachhinein für mich auch definitiv die richtige Entscheidung, Weihnachten und Silvester nicht in Litauen, sondern in Deutschland zu verbringen. Ich brauchte nach drei wirklich schwierigen Monaten Freiwilligendienst echt mal eine Auszeit. Auszeit auch z.B. von meinen Arbeitskolleginnen, mit denen ich vor Weihnachten noch in großer Runde ein Gespräch hatte. Ich habe da mal die Probleme auf den Tisch gebracht und das war nicht so lustig für die Damen…Kurz und unemotional kann man das Ganze mal wie folgt zusammenfassen: Diese Sozialarbeiterinnen haben einfach eine Art mit Kindern zu arbeiten, auf die ich überhaupt nicht klar komme und die ich auch einfach – ungeachtet von kulturellen Unterschieden – nicht verstehe. Naja, seit dem neuen Jahr machen sich die Menschen hier jetzt wirklich Gedanken, wie sie die Arbeit strukturieren können. Das finde ich zwar wirklich gut, frage mich aber gleichzeitig, ob die sich das nicht mal früher hätten überlegen können. Schließlich ist die kleine deutsche Volunteerin hier schon seit drei Monaten und erst jetzt kommt quasi die Frage auf, wie ich denn hier überhaupt helfen soll…
Die kleine deutsche Volunteerin übrigens, die mal eben kurz für den unglaublich spektakulär glänzenden, wahrscheinlich um sich selbst in der Achse drehenden Golden Hearts Award nominiert ist. Was das ist? Ja, das wüsste ich auch mal gerne. Mich ruft also eine Dame von der litauischen Nationalagentur für Freiwilligenarbeit oder so ähnlich an und sagt, dass ich wegen Bewerbung meiner Chefin da nominiert sei. Ich habe daraufhin dann erstmal die Elektro-People gefragt, wer von ihnen mich denn per Telefon verarschen wollte. Hmm, war wohl kein Scherz. Auf einmal taucht also vor Weihnachten noch das litauische Fernsehen an, filmt mich dort und ich bin erstmal ein bisschen bis völlig durch den Wind. Also, ich laufe jetzt hier also als eine der Nominierten im Fernsehen und bin dann auf der crazy Red-Carpet-Gala Ende Januar in Vilnius eingeladen. Dürfte mich im Falle des Preisabsahnens dann bester internationaler Volunteer in Lithuania nennen. Bäm. Naja, hoffentlich gibt’s da was umsonst zu essen und trinken, fänd ich persönlich eigentlich cooler, dann könnte ich mir mit meinen Freunden von hier nen schönen Abend machen. Preis hin oder her. Finde ich sowieso für mich ziemlich schwer einordbar: Auf der einen Seite wirklich hier andauert mit dem eigenen Projekt und der Arbeit zu hadern und dann auf der anderen Seite hier zum Blitzlichtgewitter-Star aufzusteigen? Versteh’ ich alles nicht, ist mir zu hoch, wie dem auch sei: Seit Montagabend flimmer’ ich hier jetzt wirklich durch’s Fernsehen und das habe ich natürlich ordnungsmäß aufgenommen. Falls eure Litauisch-Kenntnisse nicht so hoch sein sollten: Man versteht in dem Video einfach nur, wie unglaublich toll ich doch bin (), man achte bitte auf die Aussprache meines Namens und auf meine Reaktion. Teil dieser ganzen Preisgeschichte ist es auch, dass man für die Nominierten abstimmen kann: Könnt ihr machen, am besten flott, die Abstimmung laeuft wohl nicht mehr so lange...Und schliesslich will ich nicht ohne das Gold wieder nach Hause...Also bitte folgendes anklicken, dann runterscrollen, meinen Namen anklicken und auf "Balsuoti" druecken...http://whatson.delfi.lt/archive/article.php?id=27489161#a_emb_126271804137591_627
Der Winter war vor Weihnachten und ist auch jetzt noch im neuen Jahr hier völlig am Start. Wird wohl bald hier die -20 Grad-Marke kratzen. Grrrr. Dann bleibt aber auch hoffentlich Zeit zum Rodeln und Co., wie wir’s am Abend vor meiner Abreise nach Deutschland zelebriert haben…