Mittwoch, 16. Dezember 2009




Hui, der Winter ist da. Er kam ganz ploetzlich und Elektro-City ist Winterwonderland right now. Das Bloede an der ganzen Geschichte ist, dass es diese Woche noch bis zu Minus 15 Grad werden soll. Ich weiss noch nicht, wie und ob ich das ueberlebe...
In der letzten Woche war mal wieder viel Elektro-City-Quatsch angesagt am Abend. Problem: Angebot eher rar, also muss man sich was einfallen lassen, ne. Also bin ich der Einladung von Monis und Kipras Mutter Jurga gefolgt und hab' mich in die Kibinai-Kunst einweihen lassen. Ja, schon wieder kochen, ich weiss, aber ich steh' drauf. Man verwechsle Kibinai uebrigens nicht mit Cepelinai...Ist zwar beides typisch litauisch, aber ganz anders...
Ich knete da also den Teig rum und fuelle zusammen mit Moni, Jurga und Vile (das ist noch 'ne Freundin von Moni) den Teig mit Unmengen von Zwiebeln und Fleisch und folge immer dem Rat von Jurga: „Julia, without miltai it will be shudas.“ Was so viel heisst, wie: Julia, mehr Mehl, sonst kannst du die Kibinai vergessen... Also, das Ergebnis war mehr als akzeptabel und wir haben uns den ganzen Abend lang mit den Kibinai vollgestopft.
Am Wochenende ging es am Freitag in den wunderbaren Woo-Club in Vilnius. Live-Musik und Tomas und Kipras waren neben Katja und mir am Start, was einfach nur super war. Am Samstag auf mit dem Black Taxi nach Panevezys. Das ist eine groessere Stadt, etwa zwei Stunden von Vilnius entfernt. Da war ein Geburtstag von einem Freiwilligen. Seiner Einladung sind nahezu alle (ohne Witz) Freiwilligen in ganz Litauen gefolgt und so haette das Motto der Party auch sein koennen: Warum Platz fuer Partygaeste beschaffen, wenn auch ungefaehr ein halber Quadratmeter pro Person reicht? Am Sonntagmorgen wollten Katja und ich eigentlich noch ein bisschen Sightseeing in der Stadt machen. Nix da, denn zwei Reisefuehrer hatten die Stadt erst gar nicht aufgefuehrt, ein anderer sagte uns, dass es quasi das Besondere an der Statdt ist, dass sie keine Sehenswuerdigkeiten hat. Okay. Dann also lieber frueher zurueck nach Vilnius, noch kurz den Moechtegern-Weihnachtsmarkt mitgenommen und das Wochenende beschlossen...

Dienstag, 8. Dezember 2009


Ich haenge hier so in den Seilen. Zwischen den Seilen? Ich kann echt kein Deutsch mehr... Also das Wetter kann sich so gar nicht entscheiden, ob es jetzt hier Winter wird oder doch nicht oder einfach nur Scheisswetter bleibt. Und die Leute hier verfallen in so eine ganz komische Winterstarre. Die meisten von ihnen gucken jetzt noch mehr so, als wenn ihnen 1000 Laeuse ueber ihre Lebern gelaufen waeren.

Hm. Und ich habe am Wochenende auch noch den Fehler begangen, zwei Abende mal in Elektro-City zu bleiben. Waere vor Ueberlangweilung fast gestorben...

Da es nichts Neues gibt, liste ich einfach mal ein paar Kuriositaeten dieses Landes auf, die mir so in den knapp drei Monaten, die ich jetzt hier bin, aufgefallen sind. Manche amuesant. Manche kaum zu verstehen, wenn man es nicht selbst gesehen hat :-)

  1. Laubharken. Laubharken sollte hier eigentlich zum offiziellen Volkssport ernannt werden. Man hakt hier nicht einfach nur Laub. Nein. Zwei Blaettchen sind vom Baum gefallen, da ruecken Omi, Opi, Mami, Papi und sonst noch Menschen mit ihrem Laubspezialgeraet an und fangen an. Nicht ohne

    Arbeitskleidung. Nein, erst mal wird die Warnweste angezogen. Und nicht zu vergessen: Damit auch ja jeder weiss, dass es sich um eine Laubentfernaktion handelt, wird natuerlich noch form- und artgerecht ein Baustellenschild als Warnung aufgestellt...

  1. Das Handy. Das Handy ist das Ein und Alle

    s des Litauers. Er mag keinen Lita in der Tasche mehr haben; ein Handy hat er. Nein, zwei meistens. Mit dazugehoerigen fuenf Karten. Die alle fuenf Minuten gewechselt werden, damit man auch ja keinen Lita-Cent verschenkt beim SMSen oder Telephonieren. Die dazugehoerigen Klingeltoene des Handys ersc

    heinen einem Westeuropaeer wie mir nervig bis toedlich nervig.

  2. Black Taxi. Das Black Taxi ist Bestandteil der Mafia hier in Lithuania. Ich nenne es die Black Taxi-Mafia. Man steht also an der Bushaltestelle, die natuerlich am Highway ist, und wartet auf den offiziellen Bus. Fuenf Minuten vor dem offiziellen Bus kommt allerdings das sogenannte Black Taxi. Das ist einfach meistens ein Bulli, der dann an der Haltestelle anhaelt und dich fragt, ob du mitwillst. Ersc

    heint sehr illegal und nicht vertrauenswuerdig. Ist aber einfach der Job von vielen Menschen hier: Den ganzen Tag von A nach B nach A zu fahren und Black Taxi zu spielen. Meistens sitzt man mit bis zu neun fremden Leuten in einem Auto und wird vom meistens sogar noch freundlichen Fahrer von A nach B transportiert. Und das noch guenstiger als mit dem Bus. Lustig ist es vor allem, wenn man in Vilnius am Autobusbahnhof ist. Da steht dann immer an einer Stelle einer von diesen Black Taxi-Fahrern und macht einen auf Marktschreier. Und ruft dann die Namen von

    den litauischen Staedten, wo er dich hinfahren will, ueber den ganzen Platz. Wenn du mitwillst, gehst du hin und sitzt im Boot. Bzw. Black Taxi. ...

  3. Tee. Tee ist neben dem Handy das Ein und Alles der Litauer. Arbata. Juodos Arbata. Vaisiu Arbata. Alles Arbata. In jedem – ich weiss, ich neige zu Uebertreibungen, aber das stimmt wirklich – in jedem Raum steht irgen

    dwo ein Wasserkocher zum Teeschluerfen. Und ich bin ganz ehrlich: Mein Teekonsum hat sich in den letzten drei Monaten exponentiell vergroessert und ich habe jetzt selber ein kleines Teesortiment in meiner Kueche.

So, das war's erst mal. Wie ich finde, einige sehr lustige Kuriositaeten, von denen mir einige schon gar nicht mehr auffallen... Und zum Schluss noch ein kleines Bild, das einfach so einiges wiederspiegelt. ... Lauf' ich also letztens mit der Katja durch Elektro-City. Grast da auf einmal 'ne Kuh. Einfach so. Hinter ihr Plattenbauten. Und die grast da rum. Ich konnte nicht mehr...


Achja, und nicht vergessen-Deutschland hat mich ganz bald wieder, wenn auch nur fuer 10 Tage...

Mittwoch, 2. Dezember 2009




So, da bin ich also wieder da von noch hoeher aus dem Norden, alias von meinem Estland-Urlaub. Erste Feststellung. In meinem naechsten Leben nehme ich die estische Staatsbuergerschaft an und werde Kaesitoeoe-Verkaeuferin (das wirkt gerade nicht wegen der englischen Tastatur, aber Kaesitoeoe ist einfach nur mein estisches Lieblingswort und heisst Souvenir).
Nach einer naechtlichen Busfahrt ueber Lettland und zwei Mal mitten in der Nacht aufgeweckt werden von Grenzsoldaten, die auch ja sicherstellen wollen, dass wir keine illegalen Einwanderer sind, kommen Katja und ich mittwochs morgens in Tallinn an (Katja konnte sich kurzfristig noch bis zum Freitag freinehmen und ist mit am Start). Da treffen wir uns dann mit Laura aus Rostock, die zusammen mit Louisa aus Berlin, Felix aus Dortmund und Anna aus Lund/Schweden in einer Freiwilligen-WG wohnt. Hier wohnen wir. Und ziehen am Mittwoch frueh los in die Stadt zum Sightseeing. Schoen, wirklich schoen das ganze Tallinn. Vieles ist mittelalterlich und noch aus dem Was-weiss-ich-wie vielten Jahrhundert erhalten. Feststellung zwei: Je noerdlicher man im Baltikum kommt, desto weniger sieht man, dass die Sowjets ihr Unwesen hier getrieben haben...
Am Donnerstag donnern wir mit dem Schnellboot rueber nach Helsinki. Das sind nur 1,5 Stunden und wir befinden uns zum ersten Mal nach mehr als zwei Monaten EVS auf Nicht-Ehemaligem-Sowjet-Terrain. Ich weiss nicht, ob es daran liegt, auf alle Faelle gefaellt mir die Stadt sofort. Alles ist irgendwie vertrauter (koennte auch daran liegen, dass ich mal ausnahmsweise nicht die einzige Hellblonde innerhalb von einem Quadratkilometer bin unter all diesen Finnen). Die Stadt kann einiges. Seen, Stadt am Meer, grosszuegige Architektur. Naja, bis auf den kleinen Nachteil, dass es um vier Uhr stockdunkel ist. Als Katja und ich Muesli muemmeln vor der Kathedrale sitzen, hat die Sonne um vier einfach keinen Bock mehr zu scheinen und laesst uns im Dunkeln sitzen. Pff. Naja, zurueck nach Tallinn.
Am Freitag fuehlen wir uns wie echte Muensterlaender, leihen uns Raeder und cruisen zum Stadtstrand von Tallinn. Also, mir faellt auf, ich habe echt Fahrradentzug. Abends setze ich Katja in den Bus und gehe dann noch zu einer deutsch-estischen Schulparty von Felix. Er arbeitet im deutschen Gymnasium in Tallinn und hat dort was organisiert. Mitsamt der anderen Freiwilligen aus der WG fuehle ich mich wieder wie 12 auf 'ner Schulparty mit Cola und Fanta. Ganz lustig und hinterher treffen wir uns noch mit anderen Freiwilligen.
Um den Estland-Urlaub perfekt zu machen, duesen Louisa, Laura und ich noch in Estlands Universitaetstadt Tartu. Kleines Staedtchen, in dem man sich ueberall vorkommt, wie in Muensters Altstadt. Wir setzen uns - ist einfach ueblich in Estland - in Cafes, wollen fast vor lauter Gemuetlichkeit dort bleiben, kriegen dann aber doch noch den Bus nach Tallinn zurueck, wo ich am Sonntag mit den beiden noch den Weihnachtsmarkt (WEIHNACHTSMARKT, wie zuhause :-)) unsicher mache, Gloegi trinke und mich mal wieder frage, als ich nochmal durch die Stadt bummle, wie viele Oes, Aes und Ues man eigentlich in Woerter packen kann.
Naja, ich will gar nicht mehr gehen, weil mir Estland und vor allem Tallinn so gut gefaellt. Die Zwei wollen mich auch nicht mehr gehen lassen. Ich muss dann aber doch und stelle drittens auf der Rueckfahrt fest, dass komfortables Reisen bei knapp 1,80 Metern Koerpergroesse in einem Reisebus einfach nicht moeglich ist...naja, meine tollen Erinnerungen an Esti-Land kann auch diese Busfahrt nicht zerstoeren. Am liebsten will ich nochmal hin...
Vorher muss ich aber wohl noch ein paar Runden arbeiten in Elektro-City. Meine Projekte laufen jetzt so langsam an. Am Montag habe ich das Foto-Projekt gestartet, wo schon mal ein paar gute Bilder in Elektro-City mit einem Kind bei rumgekommen sind. Heute zum ersten Mal Buchprojekt. Viel Compi-Arbeit und lesen und Co., mir macht's aber Spass und so laesst sich die Zeit bis Weihnachten erstmal ueberleben...